Unbekannte jüngere Schwester auf Kuba

Bernd Richefort entdeckt in Cienfuegos ein Gebäude, das dem abgerissenen Café Orient in Wiesbaden gleicht

20. August 2007, Wiesbadener Kurier (Nicola Brauch)

Wiesbaden/Lorch. Auf Kuba steht die Schwester des ehemaligen Wiesbadener Café Orient. Der Enkel des letzten Betreibers entdeckte es beim Durchstöbern von Urlaubsfotos.

Was doch so manchmal zum Vorschein kommt, wenn man in alten, längst vergessenen Dingen kramt: Bei der Durchsicht ihrer Urlaubsfotos fielen Bernd Richefort und seiner Frau vor kurzem Bilder vom Palacio de Valle auf Kuba in die Hände. Dort hatte das Lorcher Ehepaar im Jahr 1992 Urlaub gemacht und den imposanten Bau im maurischen Stil natürlich mit der Kamera festgehalten. Damals hatte der gebürtige Wiesbadener und Enkel des letzten Betreibers des Café Orients, des französischen Hotelfachmanns Georges Richefort, sich noch gar nicht so ausgiebig Gedanken über das Café seines Großvaters gemacht, das 1900 Unter den Eichen erbaut wurde und 1964 de Abrissbagger zum Opfer fiel.

Mittlerweile ist der Lorcher jedoch zum Café-Orient-Spezialisten geworden, sammelt Andenken und Anekdoten über den exotischen Bau, lässt derzeit in Thüringen ein Modell der Anlage bauen und kämpft dafür, dass das Café seines Großvaters nicht in der Stadtgeschichte vergessen wird (wir berichteten). Bei der zufälligen Durchsicht ihrer Urlaubsfotos stach jüngst den Richeforts dann der maurische Baustil des kubanischen Palacio de Valle geradezu in Auge: „Das sieht ja genau so aus, wie das Café Orient“, meinten beide gleichzeitig. Nicht nur der maurische Stil mit neoklassizistischen und gotischen Elementen gleicht dem Wiesbadener Gebäude, auch die Aufteilung mit Terrasse, den beiden unterschiedlichen, achteckigen Türmen erinnert an das Café Orient. „Und auch das Interieur des Palacio war so edel und üppig, wie das des Café Orients“, sagt Richefort. Gleich setzte er sich daran, möglichst viel über den kubanischen Palast zu erfahren. „Dank Internet ist das ja heute um einiges leichter geworden, an entsprechende Informationen zu kommen“, sagt Richefort.

Foto: Bernd Richefort

Was er bisher in Erfahrung gebracht hat, ist, dass der Palacio im Jahr 1913 für fast zwei Millionen US-Dollar im Auftrag des reichen Spaniers Ciscle de Valle y Blanco erbaut wurde, irgendwo ist zu lesen, dass das Gebäude ein Hochzeitsgeschenk sein sollte. Die Räume des Erdgeschosses dienen als Restaurant und ein Besuch in dem Palast im Ortskern von Cienfuegos wird in nahezu jedem Kuba-Reiseführer empfohlen. Wer der Architekt war und ob er vielleicht das Café Orient sogar kannte, konnte Bernd Richefort noch nicht ermitteln. Auch zu Ähnlichkeiten oder Parallelen zum Wiesbadener Gebäude hat er noch nichts finden können, „aber ich suche weiter“, meint Richefort voller Hoffnung. Gern würde er auch über den Palacio de Valle ein paar Zeilen in seinem Buch über das Café Orient vermerken, für das er derzeit Material zusammenstellt.

Übrigens: Der historische Stadtkern von Cienfuegos gehört seit dem Jahr 2005 de Unesco-Weltkulturerbe an – da will Wiesbaden bekanntlich ja auch hin…

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