Vom Orient zum Okzident: Plädoyer für ein neues Café Orient (2018)

Vom Orient zum Okzident

Plädoyer für ein neues Café Orient auf dem Paulinenhang oder dem Neroberg

2018, Lilienjournal (Mario Bohrmann)

Drei Wiesbadener Bauwerke alter Zeit auf exponieten Lagen werden immer wieder genannt: Das Café Orient, das Paulinenschlössschen, das Neroberghotel. Näheres auch in den Bildbeschreibungen.

Mit deutlichem Abstand am meisten wir das Café Orient genannt und vermisst. Das mag auch daran liegen, dass es so spät neuem Baugeschmack ohne Denkmalschutz zum Opfer fiel. Und eine so besondere Architektur hatte, die sich hervorragend im Kontext und Blickbeziehung zur Russischen Kirche bzw. vom und zum Neroberg machte – und auch immer so gedacht war.

Ich plädiere dafür und bitte die Stadtverordneten und die Stadtgesellschaft über einen entsprechenden Antrag nachzudenken, ob man nicht prüfen kann, ein innen modern angepasstes aber letztlich doch Café Orient 2.0 wieder errichten zu lassen.

An gleicher Stelle der Platter Straße/Unter den Eichen ist es nicht mehr möglich. Dafür wurden auf dem Neroberg und am Paulinenhang zwei Plätze mit Sichtbeziehung frei.

Es kann ja durchaus durch die Bürger mitfinanziert werden, ob durch eine unternehmerisch tätige Bürgerstiftung oder einen Förderverein. Dies ließe auch ganz andere Möglichkeiten bei Bau- und Planung zu. Vor allem lokale (Kunst-)Handwerker könnten sich mit Bauleistungen einbringen, die Identifikation der Bevölkerung damit steigern. Klar, dass es eine kulturelle und keine rein kommerzielle Einrichtung sein kann. Wie das damalige Café Orient kann es sich aber sicher gut selbst finanzieren, wenn es von den Wiesbadenern gewollt und mitgetragen wird. Die freien Theater suchen auch händeringend Proberaum und kleine Bühnen.

Neben dem Neroberg, an Stelle des abgebrannten Neroberghotels, käme als Standort auch der Paulinenhang in Frage. Zur Orientierung daher auch deren Bilder.

Der Standort des Paulinenschlösschen oberhalb des Kurecks, namensgeben für den Paulinenhang, ist seit der Zerstörung in den letzten Tagen des Zweiten Weltkriegs unbebaut. War Parkplatz der Staatskanzlei und R+V Versicherung, die Ende der 1960er daneben den Cansteinberg bebaute. Dort, um das alte R+V Hochhaus herum bis hoch zur Schönen Aussicht, entsteht nun das Kureck mit neuem Hochhaus un einem Dutzend „Stadtvillen“.

Den Plan, den Paulinenhang zu bebauen, hat die Stadt den Anliegern der Schönen Aussicht zuliebe vor einiger Zeit verworfen. Allerdings hat ausgerechnet deren Sprecher, Rainer Mosch, an dem gepachteten Nebengrundstück fleißig Bäume gefällt (im Bild noch der Originalzustand) und sich eine Toskanalandschaft mit zementierten Becken geschaffen. Angeblich ein Biotop. Das ist aber nur eine pikante Nebengeschichte, zu deren Rückbau er nun verpflichtet wurde.

Eine Bebauung mit weiteren Stadtvillen am Paulinenhang hält sicher niemand mehr für verträglich. Aber auf dem Platz des alten Paulinenschlösschens, in deutlich kleineren Ausmaßen, nämlich ähnlich des Café Orient, wäre das ebenso schön denkbar, wie auf dem Neroberg. Mit Zuwegen ins Kureck – statt Parkplatz – könnte dessen Auferstehung für das Stadtbild und Umgebung nur von Vorteil sein. Eingebettet in einen wieder begrünteren Paulinenhang hätte man hier vor allem einen fantastischen Außenbereich mit toller Sicht und Südlage.

Man macht sich über den Neroberg und den Paulinenhang immer mal wieder Gedanken, ich bin davon überzeugt, dass man hier oder dort Altes mit Neuem hervorragend verbinden, und einen weiteren Anziehungspunkt schaffen kann. Mit einem neuen Café Orient an exponierter Lage.

Wünscht sich und uns,
Mario Bohrmann und das Lilienjournal

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